Haus der Ishraga
Die über Grenzen hinweg ihre Vielfalt lebt.
Ishraga kommt mir lächelnd in der HABIT Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderungen in der Maria-Rekker-Gasse entgegen und begrüßt mich freundlich. Nachdem einige der WG-BewohnerInnen noch frühstücken, folge ich ihr in den MitarbeiterInnen Raum, in dem wir uns in Ruhe unterhalten können. Sie erzählt mir stolz, dass heute ihr vierter richtiger Praktikumstag in der WG ist.
Ishraga kommt ursprünglich aus dem Sudan. Dort nahm sie im Zuge ihres Studiums in Rechtswissenschaften an einem Studenten-Austauschprogramm in Wien teil. Das sollte jedoch nicht ihr letzter Besuch in Österreich gewesen sein. Ishraga verliebte sich hier und beschloss daher, in Österreich eine Familie zu gründen.
Es dauerte einige Zeit, bis Ishraga Zugang zum Arbeitsmarkt hatte. Für sie war aber klar, dass sie ihre Deutschkenntnisse perfektionieren wollte. Neben intensiven Deutschkursen, die Ishraga besuchte, war sie in ihren ersten Jahren hier in Österreich für einige Frauen eine große Stütze während deren Asylverfahren. Im Laufe der Zeit wurde Ishraga bewusst, dass ihr Herz für den Sozialbereich schlägt. „Ich wollte den Leuten helfen, sie unterstützen,“ erklärte sie mir. Um die ersten Erfahrungen im Behindertenbereich zu sammeln, entschied sich Ishraga für eine freiwillige Mitarbeit in einer HABIT Tagesstruktur. „Ich habe gesehen, wie gut und menschlich und professionell die MitarbeiterInnen bei HABIT gearbeitet haben,“ erzählt sie und erinnert sich mit einem Lächeln an gemeinsame Restaurantbesuche und Kinoausflüge mit den KundInnen von HABIT zurück.
Diese Erlebnisse gaben Ishraga die Kraft und Motivation ihre Ausbildung zur Fachsozialbetreuerin an der SOB zu beginnen. Ishraga absolviert nun das 2. Ausbildungsjahr an der Schule für Sozialbetreuungsberufe im Rahmen der AQUA-Arbeitsstiftung. In dieser arbeitsplatznahen Qualifizierungsmaßnahme übernehmen der WAFF und HABIT die gesamten Ausbildungskosten. Nach erfolgreichem Abschluss im Juni 2020 wird Ishraga mit weiteren StiftungsteilnehmerInnen als Behindertenfachkraft in einer HABIT Betriebsstelle zu arbeiten beginnen.
Immer wieder spielt Ishraga mit dem Gedanken, eines Tages zurück in ihre Heimat zu gehen und ihre Erfahrungen Vorort zur Verbesserung der Pflege und Betreuung von beeinträchtigten Menschen im Sudan einzusetzen.
